Hallo erstmaaaal,

ich bräuchte mal Hilfe von jemandem der sich mit der Karosserie vom 3er auskennt.
Den gibts ja auch als 7 Sitzer -> hab ich aber nicht.
Da, wo die Sicherheitsgurte für die 3 Sitzreihe am Dachholm umgelenkt werden, hab ich an der Innenverkleidung die Einbuchtungen und in diesen eine leicht vorgestanzte Markierung. Vermutlich zum ausbrechen für die Befestigung der Gurtumlenkung.
Nun hab ich mich mal per Endoskop dahinter "umgesehen", da ich dachte dort könnten Karosseriemuttern zu finden sein. Ich fand allerdings nur ein rundes und ein eckiges Loch.
Da hält ja nun aber keine Schraube drinnen und von hinten kann man keine gegen setzen, da die Holme rundum zu sind.
Wie machen denn da die flinken Japaner die Gurte dran?
Sind da Blindnieten M8 drin? Ich würde das gerne für zusätzliche Zurrösen nutzen. Damit ist der Outi ja eher unterversorgt.

schöne Grüße vom maranzon



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 11.08.20 19:03.

Hallo,
zusätzliche Zurrösen würden mich auch interessieren. Hat niemand ein technisches Handbuch, wo man sieht wie die Gurte der 3. Reihe befestigt sind?
Gruß, Gerd

Ein Handbuch hab ich nicht, gibt aber Bilder im Internet von einem 7 Sitzer.
Ich hab jetzt mal auf der linken (weil einfacher) Seite den Kasten für die elektrische Klappenöffnung abgebaut. Kann man schön hinter die Verkleidung gucken.
Oben drüber sind in der Verkleidung Markierungen geprägt. In den Einbuchtungen, wo die Gurtumlenkungen sitzen. Dahinter - im Rahmen der Karosserie befinden sich die Befestigungslöcher für die Gurtumlenkung. Leider ohne Gewindeeinsätze.
Ich hab den Dachhimmel gelöst - die drei Nieten - und da findet sich ein ca 4cm großes Loch, direkt über der Gurtbefestigung. Ich hab jetzt in die Kunststoffverkleidung der C? Säule ein 20cm großes Loch gebohrt. Von oben durch das große Loch hab ich eine Stahlplatte ca.3x4cm 5mm dick mit M8 Gewinde hinter das Loch der Gurtumlenkung mittels dünner Angelsehne platziert und einen M8 Gewindebolzen eingeschraubt. Da dran wird eine hochfeste Ringmutter oder Augenmutter befestigt.
Ich mach bei Gelegenheit mal ein paar Fotos von der Aktion - hab ja noch die rechte Seite - ist aber eine ziemliche Frickelei. Am Ende hat man aber zwei feste und stabile Zurrösen, an denen man auch das Hundetrenngitter abspannen kann, damit das nicht nur an den Kopfstützen hängt.

Das wäre doch was für unseren Selfmade Bereich

So, nachdem ich bei der linken Seite ewig damit zugebracht habe, erstmal den Untergrund zu erkunden und wo man überhaupt noch was festmachen kann, ging es bei der rechten Seite inklusive Fotografiererei innerhalb 1 Stunde. Trotzdem eine Warnung an eventuelle Nachbastler. Überlegt Euch vorher ganz genau, was Ihr tut und ob Ihr das riskieren wollt. Wenn das Loch erstmal drin ist und nicht an der richtigen Stelle, dann ist es auch drin und nicht an der richtigen Stelle. Und wenn Euch was dahinter fällt, dann ist es für alle Zeiten weg und klappert vielleicht bei der Fahrt. Für ungeübte Bastler ist dieses Prozedere vielleicht eher nicht zu empfehlen.

Wer sichs dennoch zutraut und es geht schief - bitte nicht bei mir klingeln

Es geht los.


Rechts und links oben gibt es Markierungen, die vorgeprägt sind. Ich hatte zunächst versucht, die mit einem Skalpell auszuschneiden, bin aber gescheitert weil das Material 3mm dick ist. Die Spuren davon hab ich mit dem Daumennagel zwar wieder beseitigt, das hat aber andere Spuren hinterlassen. Die sieht aber nur die Kamera bei dem vielen Licht - ansonsten sieht man sie nicht.



Mit einem Stück passenden Rohr je nach gewünschter Größe (Durchmesser) - in meinem Fall ein altes Perlatorgehäuse einer Mischbatterie mit 22mm Durchmesser, welches man mit einer Flamme ordentlich heiß macht, ein Loch in die Verkleidung schmelzen.



Das Loch ist drin und fast an der richtigen Stelle. Man hat aber auch bei der Verkleidung bissl Spiel und später mit der Schraube auch noch.



Jetzt hab ich an eine U-Scheibe mit 30mm Außendurchmesser, 10er Loch und 2mm Dicke zwei 30cm lange Schlaufen aus Angelsehne eingebunden. Eine Schlaufe davon noch an eine Stricknadel aus Plaste befestigt.



Die Stricknadel wird hinter der Verkleidung durchgeschoben und aus dem Loch wieder herausgezogen. Das Ganze geht alles ohne die Verkleidungen zu demontieren.



Mittels der beiden, an der U-Scheibe befestigten Schlaufen, kann man jetzt die Scheibe positionieren. ACHTUNG, die Schlaufenenden gut festhalten, festklemmen oder irgendwo festkleben. Sonst kann die Scheibe hinter der Verkleidung verschwinden!



Damit ist der eine Teil schon getan.

Weiter gehts mit der Gewindeplatte die in die hintere Karosseriesäule muss.
Hier habe ich eine 35x30x5mm große Stahlplatte mit M8 Gewinde genommen, die man für Boschprofile oder aus dem Würth Sortiment bekommt. Zusätzlich eine hochfeste M8 Inbusschraube die auf 35mm abgesägt wurde.



In diese Stahlplatte muss ein kleines Loch gebohrt werden, um auch diese mit einer Schlaufe aus Angelsehne befestigen zu können. Sicherheitshalber habe ich das andere Ende an den Gasdruckdämpfer der Heckklappe befestigt. Zu gerne lässt man aus Versehen los und weg ist die Platte.



Danach muss man die drei Nieten im Dachhimmel raus ziehen und den Himmel lösen. Der wird dabei etwas vergewaltigt und bekommt leichte Knicke, die aber hinterher wieder weggehen wenn man es nicht übertreibt.



Jetzt wirds fummelig. Mit einer Pinzette oder einem Greifer muss die angebundene Platte durch das große Loch im Holm befördert werden. Dieses ist leicht oval und die Platte passt nur hochkant durch.



Die Platte liegt und brauch jetzt nur noch einen kleinen Schubser. Nochmal ACHTUNG! nicht vergessen das andere Ende der Schlaufe irgendwo fest zu machen, oder gut festhalten / festbeißen.



So, weg isse. Aber nur bis die Leine alle war. Freundlicherweise liegt sie jetzt hochkant im Holm und man zieht sie langsam zurück bis das Gewinde genau hinter dem Loch ist.



In dieser Stellung klebt oder bindet man die Angelsehnenschlaufen irgendwo gut fest.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.08.20 11:01.

Jetzt wirds wieder fummelig. Den abgesägten Gewindebolzen an einem Ende mit etwas Schraubensicherungslack benetzen und dieses Ende in das Gewinde der Platte einschrauben.
Das klappt garantiert nicht beim ersten Mal, weil das Gewinde nicht sofort fassen will. Hier braucht es gaaanz sicher einige Versuche. Aber irgendwann greift die Schraube.



Je nachdem was man weiter vor hat dreht man den Bolzen weiter rein oder eben nicht. Man sollte aber vorher messen wie weit er unbedingt hinein muss um jeden Gewindegang der Stahlplatte ganz sicher auszunutzen.

Ich habe mir hochfeste Augenmuttern bestellt hier und dementsprechend den Bolzen nicht ganz so weit raus gucken lassen. Wer eine Blechlasche will und zwei Muttern dazu, lässt ihn etwas weiter raus stehen.

Bis ich die Augenmuttern habe, habe ich den Bolzen mit einer Mutter gesichert.



Jetzt kann man noch seine ganzen Angelsehnenschlaufen raus ziehen - sollte aber dann jedesmal, wenn man an der Konstruktion was ändert, den Bolzen gut festhalten und aufpassen, dass man den nicht hinten aus der Platte raus schraubt oder der Kram nach hinten rein fällt. Eine Markierung (Strich) mit Edding ist ganz gut geeignet um zu erkennen ob sich beim Lösen der Muttern der Bolzen mitdreht.
Jetzt noch den Himmel schließen und die Aktion ist geschafft.



Jede Augenmutter sollte jetzt ordentlich Last vertragen können. Das schwächste Glied sollte die Augenmutter sein und die ist mit 760kg angegeben. Da kann man dann dort auch ein Hundegitter abfangen, damit es nicht nur an den Kopfstützen hängt.
Ich glaube, wenn das da hinten nachgibt, ist man vorne soweit, dass einen das auch nicht mehr interessiert

So, jetzt ist fertig.



Allerdings hab ich nochmal andere Augenschrauben genommen. Diese halten lt. Datenblatt 1500kg. Allerdings immer in Zugrichtung angegeben. Also in Richtung des Gewindes. Da wir aber seitlich ziehen darf man nur von der Hälfte ausgehen. Zweimal 750 kg sind aber wieder 1,5t und das sollte dicke reichen um ein ordentliches Hundegitter abzufangen.

So, jetzt ist ganz fertig. Dafür und um anderes fest zu zurren war und ist das ganze gedacht. Jetzt kann ich bis unters Dach stapeln, ohne das mir einer was kann - von wegen ungenügender Ladungssicherung.



Die Gurtbänder sind eigentlich Bandschlingen aus dem Kletterzubehör von Kanirope.
Eine davon hält 22KN.
Sollte schon einen ordentlichen Bums nötig haben, bevor mir was ins Kreuz fliegt.
Sicherheitsgurte noch über Kreuz über die Rückenlehne legen und gut ist.
Wirds Gitter nicht gebraucht wird es nach unten umgeklappt und ist weg.

Ob ich jetzt mal einen Crashtest beim ADAC machen lasse ?



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 25.08.20 19:32.

Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung.
Welchen Durchmesser hat denn das Loch in der Karosserie? Vielleicht kann man da ja eine Blindnietmutter M8 oder M10 setzen?
Gruß, Gerd

Das könnte 12mm sein. Blindnietmutter hatte ich auch zuerst im Sinn - sowas verarbeiten wir in der Firma beim Gehäusebau.



Aber zum einen haben wir die passende Größe nicht, zum anderen bräuchte man das passende Werkzeug. Die zieht man nicht mehr mit der Hand.

Viel wichtiger war für mich aber der Umstand, das die Wulst, die man zieht, nur etwa 2mm misst.



Dem Frieden trau ich nicht. Wenn man 20 kg anbinden will und dann mit 50km/h wo draufknallt, müssen schon 400kg abgefangen werden. Bei 80km/h sinds schon 1,5t !

Ich geh davon aus, das meine Ringmuttern jeweils 1,5t vertragen.
Dann gibt sicher irgendwas nach, was aber nichts macht, da die Masse schon kräftig abgebremst wurde.